Elternschaft mit geistiger Beeinträchtigung Verhinderte Elternliebe
Wir schildern den Fall eines Ehepaars mit diagnostizierter Intelligenzminderung, das im ambulant betreuten Wohnen unterstützt wird. Dies bedeutet, dass Menschen mit geistiger Behinderung, die in ihrem eigenen Zuhause leben, in den alltäglichen Dingen des Lebens durch eine Sozialpädagogische Familienhilfe stundenweise unterstützt werden. Das ambulant betreute Wohnen ermöglicht ein Höchstmaß an Selbstbestimmung.
Als das Paar ein Kind bekommt, ist es zunächst mit der neuen Situation überfordert. Die Erziehung und Pflege eines Neugeborenen sind den Eltern gänzlich unbekannt, es erfolgt in ihrem Fall auch keine Unterstützung oder Aufklärung durch das Jugendamt. Bei dem Kind wird zudem eine Form von Autismus diagnostiziert. Als die Eltern nicht bereit sind, ihr gutes soziales Netzwerk vor Ort zu verlassen und in eine Wohngruppe für Familien mit geistiger Beeinträchtigung zu ziehen, die circa 200 km vom Lebensmittelpunkt der Familie entfernt ist, wird den Eltern aufgrund einer durch das Jugendamt attestierten Kindeswohlgefährdung das Neugeborene entzogen und in einer Pflegefamilie untergebracht.
Nach sieben Jahren werden die Eltern nach wie vor vom Jugendamt als Gefahr für das Wohl des Kindes eingestuft. Aus diesem Grund dürfen die Eltern ihr Kind nur alle acht Wochen für eine Stunde sehen. Diese Einstufung wird jährlich überprüft.
Ein Problem besteht in der geringen Anzahl an betreuten Wohnformen für diese Familien. Um intelligenzgeminderten Eltern ein selbstbestimmtes Familienleben zu ermöglichen, müssten jedoch vor allem neue Möglichkeiten des ambulant betreuten Wohnens geschaffen werden. Für Menschen mit Intelligenzminderung gibt es bislang keine 24-Stunden-Assistenz, wie es sie für Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung gibt. In einer Petition fordern wir eine Sozialpädagogische Familienhilfe für intelligenzgeminderte Eltern, die rund um die Uhr zur Verfügung steht.