Mit dem Grundgerüst Zuhause erbauen Von trans*sensiblen Pionierbeispielen für die Wohnungslosenhilfe lernen


Regenbogen in der Wohnungslosenhilfe
Sommersemester 2023
Foto von John Salvino auf Unsplash

Wer ein Zuhause bauen will, braucht ein stabiles Grundgerüst. Ansonsten wird es wie ein Kartenhaus zusammenfallen. Besonders für jene, die bereits zu spüren bekommen haben, was es heißt, wenn das Dach über einem zusammenbricht, ist es wichtig, dass das Gerüst nicht rostig und mit dem Bau zügig vorangekommen wird. Doch genug der Metaphern: es geht um trans* Personen. Wohnungslose trans* Personen. Und der großen Notwendigkeit für Veränderung an jenen Stellen, die diese Menschen in Not vermeintlich auffangen sollen: der Wohnungslosenhilfe.

Warum diese Notwendigkeit gegeben ist, soll hier nicht groß Thema sein. Lesenswert sind hierfür die Veröffentlichungen des Forschungsprojektes von gewaltfreileben, einer Beratungsstelle für Lesben, Trans* und queere Menschen, aus dem Jahr 2019. Aufgezeigt wird dort, inwieweit sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität mit dem Risiko zusammenhängen, wohnungslos zu werden. Das Ergebnis hier und auch in vergleichbaren Studien aus dem englischsprachigen Raum ist sehr deutlich: Auf Worte müssen Taten folgen!

Die Frage nach der bestmöglichsten Unterstützung für wohnungslose trans* Personen ist Keine, die bisher unbeantwortet ist: So gibt es zwar nicht viele, aber vielversprechende Beispiele von Pilotprojekten, die sich ganz konkret den Lösungen dieses Problems widmen. Vorgestellt werden hier zwei:

Queeres Gruppenwohnen

Da wären zum einen die „Queeren Wohngruppen“ in Berlin-Pankow, ein Projekt Betreuten Wohnens in Trägerschaft des Humanistischen Verband Deutschlands Berlin-Brandenburg. Hier finden wohnungslose LGBTIQ+ Personen in 3er-WGs ein Zuhause. Das Zusammenleben wird begleitet von Betreuer:innen mit fachlichen Kenntnissen zu queerspezifischen Themem, darunter Beratungs- und Freizeitangebote oder Weitervermittlung zu anderen Unterstützungsmöglichkeiten. Dass der Humanistische Verband nicht alleine mit dem Anliegen ist, die Wohnungslosenhilfe in puncto Trans*sensibilität zu reformieren, zeigt nicht zuletzt das Engagement verschiedener Träger der Wohnungslosenhilfe beim Fachdialog „Queerer Wohnen“ 2018.

Wohnungslosenhilfe für trans* Personen im Bodelschwingh-Haus

Zum anderen stößt man schnell auf das Pilotprojekt des Bodelschwingh-Haus: es konzentriert sich gezielt auf wohnungslose trans* Personen. Die Gründe für diese Zielgruppenwahl sind: Das Risiko für Wohnungslosigkeit ist bei dieser Zielgruppe durch gewaltvolle und diskriminierende Erfahrungen höher bei zeitgleich dünn ausfallendem Angebot der Wohnungslosenhilfe, die häufig bloß zweigeschlechtlich strukturiert ist. Das Projekt lief von 2018 bis 2020. Die Mitarbeitenden wurden im Rahmen von Fortbildungen sensibilisiert für das Thema trans* und LSBTIQ* und es wurden räumlich nötige Maßnahmen ergriffen, um die Anonymität und den Schutz der Bewohner:innen zu wahren.

Die positiven Bilanzen, die von den entsprechenden Trägern aus den Projekten gezogen werden konnten, machen klar: die Angebote werden erstens gebraucht und zweitens sind sie Vorreiter dafür, wie trans*sensible Wohnungslosenhilfe aussehen kann. An diesen Grundgerüsten gilt es weiter anzusetzen und mit dem Aufbau neuer als auch dem Erhalt schon existierender Unterstützungsmöglichkeiten fortzufahren.